
Um ungefähr einen Liter anzurühren, nehme ich:
- 700ml Leinöl (kaltgepresst und filtriert)
- 100ml Tungöl
- 100ml Balsamterpentinöl
- 100ml Orangenöl
- Dazu kommt dann noch jeweils ein Esslöffel Kamelienöl und Neemöl.
Das Leinöl, das Tungöl und das Orangenöl härten nachher im Holz aus - die enthaltenen Ölsäuren reagieren unter Einfluß von Licht mit Sauerstoff und polymerisieren. Daher sollte man drauf achten, überschüssiges Öl, das vom Holz nicht aufgesaugt wird, gut abzuwischen. Ist ein Tropfen einmal polymerisiert, lässt er sich auch nicht einfach wieder auflösen. Vorsicht übrigens mit öligen Lappen: Die neigen, gerade bei Leinöl, zur Selbstentzündung. Ist mir zwar noch nie passiert, trotzdem packe ich die immer in einen Metallbehälter. Auch sonst sollte man die Gefahrstoffhinweise zu den einzelnen Zutaten beachten und Tropfen auf der Haut immer gut abwaschen (mache ich immer mit Spüli).
Das Orangenöl dient außerdem dazu, das ganze dünnflüssiger zu machen, so dass die ganze Suppe tiefer ins Holz einziehen kann. Dies ist auch der Zweck des Balsamterpentinöls. Meine Mischung ist nicht viel dickflüssiger als Wasser, zumindest kommt es mir so vor. Gemessen habe ich das natürlich nicht - davon habe ich auch keine Ahnung.
Das Neemöl (manchmal auch Niemöl geschrieben) soll Schädlinge davon abhalten, unser Bokken oder unseren Jo anzuknabbern. Das Kamelienöl ist dann zur Pflege unserer Hände, wenn wir beim Aikido mit dem Holz loslegen. Wahrscheinlich kann man diese beiden Zutaten auch weglassen und erhält ein genauso gutes Ergebnis. Dann muss man die beiden Esslöffel Leinöl übrigens ggf. wieder reintun. ;-)

Und Pay und ich können dann später, wenn wir als Waldorf und Statler beim Aikido nur noch neben der Matte hocken, den Jungspunden erzählen, wie das damals so war, als man das Öl noch selbst bei Vollmond anrührte und so. Die können uns dann verständnisvoll auf die Schultern klopfen, sich freuen, so alte und erfahrene Leute zu kennen, und uns noch ein Bier holen.
Nachtrag: Nach einigen Kommentaren, weiteren interessanten Gesprächen mit Leuten, die sich mit sowas schon ein langes Leben auseindergesetzt haben und einer Reihe eigener Experimente habe ich das ganze folgendermaßen angepasst: Ich verwende nun eine Mischung aus 5 Teilen Leinöl, 2 Teilen Tungöl und 3 Teilen Orangenschalenöl (ggf. plus Neem- und Kamelienöl).